Interview mit dem Woman - Magazin

Profi-Sportlerin & vegan? Ja, das geht!

Melanie Fraunschiel gehört zu den besten Boxerinnen Österreichs. Im Talk mit WOMAN erzählt die 31-Jährige, wie vegane Ernährung ihr Leben verändert hat!

von Nadja Kupsa am 30.01.2017, 15:14

Melanie Fraunschiel ist zweifache Staatsmeisterin im olympischen Boxen und hat sich den 5. Platz bei der EU-Meisterschaft geholt. Das Besondere an der Wienerin: Sie ernährt sich komplett vegan. Für viele Menschen unvorstellbar. "Hast du denn keinen Mangel? Woher bekommst du die ganzen Proteine?" - Fragen, die Melanie häufig beantworten muss. Auf ihrem Blog veganwolf.at berichtet sie laufend über ihre Ernährungsweise und gibt hilfreiche Fitness-Tipps. Wir haben mit der 31-Jährigen über ihr Leben als Profi-Boxerin und überzeugte Veganerin gesprochen.


»Früher war ich sehr oft krank, hatte Hautprobleme und habe viele Diäten probiert, um abzunehmen.«

WOMAN: Wie bist eigentlich zum Boxen gekommen?
Melanie: Während meiner Bundesheerlaufbahn nach dem Studium an der Technischen Universität Wien wechselte ich über zum Boxsport. Das Umlernen auf eine andere Kampfsportart ist ein schwieriger Prozess, aber genau diese Herausforderung war für mich eine starke Motivation. Davor habe ich 10 Jahre lang Kyokushinkai-Karate trainiert.

WOMAN: Du hast schon 55 Boxkämpfe hinter dich gebracht. Was war dein größter Erfolg bisher?
Melanie: Ich bin zweifache österreichische Staatsmeisterin im olympischen Boxen in der Gewichtsklasse bis 60kg und österreichische Meisterin in der Gewichtsklasse bis 64kg. Ich habe den 5. Platz bei der EU Meisterschaft 2011 erlangt und holte Silber mit dem Team der Walküren in der italienischen Bundesliga 2014.

WOMAN: WOW, ein riesiger Erfolg. Dass du Veganerin bist, hat deine Leistung wohl nicht eingeschränkt?
Melanie: Im Gegenteil! Seit der Umstellung (2014) erlebe ich erst wie viel Potential in mir steckt, auf welches ich davor nicht zugreifen konnte. Die Leistungssteigerung ist enorm und die Regenerationsdauer zwischen den Trainingseinheiten viel kürzer.
Durch Training im hoch-laktaziden (anaeroben) Bereich entstehen Säuren welche mit Hilfe von basenbildenden Vitalstoffen neutralisiert werden. Dadurch, dass ich keine säurebildenden Lebensmittel mehr esse, kann sich mein Körper auf die Neutralisierung von Säuren, die durch das Training entstehen, kümmern. Ich bringe damit eine bessere Leistung mit geringerem Aufwand und regeneriere schneller.

WOMAN: Warst du von heute auf morgen Veganerin?
Melanie: Nein, der Übergang hat schrittweise stattgefunden hat. Ich habe zuerst auf die Milchprodukte verzichtet, dann auf Fleisch, Fisch und Eier.

WOMAN: Warum bist du eigentlich Veganerin geworden?
Melanie: Aus gesundheitlichen Gründe. Früher war ich sehr oft krank, hatte Hautprobleme und habe viele Diäten probiert, um abzunehmen. Nach einem grippalen Infekt war ich endlich wieder im Training und ein Boxkollege hat mir das Buch „Thrive“ von Brendan Brazier, dem veganen Triathleten, ans Herz gelegt. Ich habe mich mit meinen Problemen in seinen Ausführungen wieder erkannt. Das war für mich der Startschuss, diese Art der Ernährung auszuprobieren!

WOMAN: Wie hat sich dein Leben verändert, seit du Veganerin bist?
Melanie: Ich kann mehr Sport machen und härter trainieren als vorher! Ich kann mich auf meinen Körper voll und ganz verlassen. Ich weiß, dass er bei hoher Belastung nicht mehr krank wird, wie es davor der Fall war. Verletzungen kommen so gut wie nicht vor und falls ja heile ich schnell!
Ich werde aber noch immer dafür kritisiert, dass ich bestimmte Produkte nicht mehr essen möchte, die für andere als „normal“ gelten.

»Ich habe noch nie eine Veganerin oder einen Veganer mit Proteinmangel kennengelernt.«

WOMAN: Im Nationalteam bist du die einzige Veganerin. Was sagen die anderen?
Melanie: Viele sind verwundert und fragen mich, wie ich mit pflanzenbasierter Ernährung meinen Proteinbedarf decke oder ob ich Mängel habe. Leider denken die meisten noch immer, dass Sportlernahrung vorwiegend aus tierischen Produkten zu bestehen hat. Ich habe noch nie eine Veganerin oder einen Veganer mit Proteinmangel kennengelernt. Mich wundert es immer wieder, warum ein Proteinmangel die Leute mehr beschäftigt als Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen oder Diabetes.

WOMAN: Du bist der Beweis dafür, dass es funktioniert!
Melanie: Ja, und es gibt noch mehr: Spitzensportler wie die Tennisstars Novak Djokovic und Serena Williams, der stärkste Mann Deutschlands Patrik Baboumian, der Boxer David Haye und der ehemalige Boxer Mike Tyson ernähren sich aus gutem Grund vegan. Wenn man lange Zeit Leistung bringen will und das impliziert auch so wenige Ausfälle durch Verletzungen und Krankheiten wie möglich, dann ist die vegane Ernährung die optimale. Unter den Box-Kollegen ist Interesse vorhanden, aber auch begleitet von Skepsis. Ich lebe vor, wie gut diese Art der Ernährung funktioniert und gebe Auskunft, wenn ich darauf angesprochen werde.

WOMAN: Worauf muss man bei dieser Form der Ernährung achten? Hast du Tipps?
Melanie: Das Weglassen von Tierprodukten bedeutet schon einen großen Vorteil für den Körper.
Ich achte darauf, dass meine Nahrungsmittel so natürlich, regional und biologisch wie möglich sind. Je natürlicher die Lebensmittel, desto effizienter kann der Körper die Vitalstoffe nutzen. Empfehlen kann ich jegliches Obst und Gemüse. Zwecks Proteinversorgung braucht man sich auch keine Sorgen zu machen, da jede Pflanze Aminosäuren enthält. Ich integriere zusätzlich Superfoods, wie Hanfsamen, Rohkakaopulver und Maca-Pulver von Feinstoff (www.feinstoff.net) in meine Ernährung, um den Körper noch besser zu unterstützen!

WOMAN: Warum sollten sich auch andere vegan ernähren?
Melanie: Wenn einem die eigene Gesundheit wichtig ist. Von Antibiotika und Schadstoffen einmal abgesehen, haben die Grundsubstanzen von Fleisch, Milchprodukten und Eiern keinerlei Benefit für den Körper. Tierprodukte beinhalten keine Vitamine, Ballaststoffe oder sekundäre Pflanzenstoffe, die für unser Immunsystem wichtig sind, sondern Cholesterin, Eiweiß, gesättigte Fettsäuren und Hormone.
Wenn einen der gesundheitliche Aspekt nicht antreibt, dann vielleicht der Gedanke, dass für den Fleisch-, Milch- und Eikonsum grausame Opfer gebracht werden müssen. Man kann sich gar nicht vorstellen, was Tiere von Geburt an über die Aufzucht bis hin zum Transport ins Schlachthaus durchmachen müssen. Das Stichwort in diesem Fall heißt „Carnismus“. Warum essen wir Schweine, ziehen die Haut von Kühen an und streicheln Hunde. Von Geburt an sind wir konditioniert darauf, dass es Nutztiere gibt, mit denen der Mensch wie mit einem Gegenstand umgehen „darf“. Wenn Hunde in China gegessen werden, ist der Aufschrei groß. Man vergisst dabei allerdings, dass Schweine genauso empfindsam sind wie Hunde und auch sehr intelligent.

WOMAN: Ist Veganismus auch für die Umwelt besser?
Melanie: Ja, ein weiterer nicht unwichtiger Grund sich pflanzlich zu ernähren! In den Filmen: „Cowspiracy“ und „Before the flood“ von Leonardo di Caprio, wird darauf eingegangen, wie sich unsere Ernährungsweise auf die Umwelt auswirkt. Pro Kilogramm Rindfleisch werden ca. 18kg Getreide bzw. Soja und ca. 15.000l Wasser benötigt. Die Meere sind leer gefischt und die Regenwälder abgeholzt für Rinderzuchten.

WOMAN: Was gibt’s bei dir zum Frühstück?
Melanie: Bei mir gibt es morgens nach dem Training immer eine „Smoothie Bowl“ mit frischem Blattgemüse, Banane und Superfoods. Dazu kommt noch gekeimter Buchweizen und Obst.

WOMAN: Verrate uns dein Lieblingsrezept!
Melanie: Ich bin ein Rohkostfan und eine Naschkatze! Salate stehen bei mir am täglichen Speiseplan und wenn es die Zeit zulässt, mache ich gerne rohköstliche Süßigkeiten wie Bounty, Snickers oder Schokolade selbst. Kochen im herkömmlichen Sinne kommt bei mir nur sehr selten vor, da ich dazu keine Geduld und auch sehr wenig Zeit habe! Am liebsten esse ich „Nicecream“. Eine Eiscreme aus gefrorenen Bananen gemixt und Rohkakaopulver oder Acai-Pulver mit gefrorenen Beeren.

 

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www.crossfit-pantheon.com

"60" - Stark mit Rohgenuss from tykefilms by Jochen Russmann on Vimeo.

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@pictureshooting.AT, Albert Mikovits
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Robert Pichler, https://robertpichler.com/
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